Was ist ein Blog?
Was kennzeichnet ein seriöses Blog?
Das Internet hat in Bereichen wie Kommunikation, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu vielfachen Veränderungen und Verwerfungen geführt. Im Journalismus hat die digitale Revolution dabei allerdings auch eine äußerst kreative Spielart der Information und ein dazu gehöriges ehrbares Berufsbild kreiert: das sogenannte „Blog“ – erstellt durch einen „Blogger“. Ein „Blog“ ist eine Art öffentliches Online-Tagebuch oder auch ein Journal. Das ursprünglich dazu namengebende Wort „Weblog“ entstand als ein verkürzter Zusammenschluss aus den englischen Begriffen „World Wide Web“ für das Internet und „Log“ für das vor allem ursprünglich aus der Seefahrt stammende tagebuchähnliche Logbuch.[1]
Das Blog bildete in den Anfangsjahren des Internets meist ein Medium zur Darstellung von Aspekten des eigenen Lebens des jeweiligen Autors und seinen Meinungen zu spezifischen Themen. Je nach journalistischer Professionalität rückt das Blog heute zuweilen bis in die Nähe einer Internet-Zeitung. Gut gemacht bietet es Informationen, Gedanken und Erfahrungen auf journalistischem Niveau. Und es ist dann auch in der Lage, dem Leser all jene Hintergründe zu vermitteln, die früher in der analogen Welt des Printjournalismus allein den großen Tages- und Wochenzeitungen sowie Magazinen (wie Spiegel, Stern und Focus) vorbehalten waren.
Nur ein „Zettelkasten“ des Internets?
Wikipedia vergleicht das Blog unter anderem auch mit einer Art „Zettelkasten“, ähnlich eines Internetforums. In diese Richtung führe, laut Wikipedia vor allem auch das sogenannte „Microblogging“ auf Plattformen wie Twitter und Instagram, das „zu Lasten traditioneller internet-basierter Blogs an Bedeutung gewonnen“ habe.[2]
Schnelligkeit und Schnelllebigkeit sind Zeichen und Merkmale der digitalen Welt. Schnell zu sein, hat freilich seinen Wert. Denn an der alten Redewendung „Zeit ist Geld“ (Benjamin Franklin, „Time is money“) ist auch heute nichts zu rütteln. Aber man darf doch hinterfragen: Bleibt bei allem Husch-Husch des Microbloggings, nicht manches wertvolle Gut unter banaler Oberflächlichkeit verborgen?[3]
Mit der allgemeinen Zugänglichkeit des Internets in den 90er Jahren hat der klasissiche Journalismus seine Gatekeeper-Funktion eingebüßt.[4] Der Journalismus, der Nachrichten und Informationen auf Echtheit, Wahrheitsgehalt, Herkunft und Authentizität prüft und in einen nachrichtlichen Kontext einordnet musste mit den Jahren mehr und mehr einer allgemeinen Unverbindlichkeit weichen. Denn in den sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Co. kann heute jeder frei und ungeprüft veröffentlichen, ob es nun wahr ist oder auch nicht.
Revolution durch kommunikative Freiheit
Unbestritten ergaben sich aus der digitalen Revolution weltweit auch enorme Vorteile und Errungenschaften dieser neuen kommunikativen Freiheit. Man denke nur an den sogenannten „Arabischen Frühling“: Was einst gegen Ende 2010 in Tunesien begann, breitete sich rasch wie ein digitaler Flächenbrand über viele Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens aus. Proteste, Aufstände und Rebellionen erschütterten die autokratischen Systeme der Regionen und warfen diktatorische Machthaber aus dem Amt.[5]
Zugleich aber auch spüren selbst demokratische und freiheitlich organisierte Rechtsstaaten der westlichen Welt auch die negativen Folgen dieser unkontrollierten Publikation von Informationen und Meinungen. Fake-News, „Hate-Speech“, Einschüchterungen, Bedrohungen und eine unverbindliche Austauschbarkeit von Belanglosigkeiten, Trend- und Agendasettings sind bedauerliche Folgen dieser Entwicklung.
Woran erkennt man ein seriöses Blog?
Seriöse journalistische Blogs – wie auch dieses Blog über Physiotherapie und Medizinische Anwendungen – versuchen dieser Entwicklung gegen zu steuern. Ein seriöses Blog wird von ausgebildeten Journalisten verfasst, die dabei die klassischen Regeln ihres Berufs konsequent anwenden und in die digitale Welt übertragen.
Manche internet-Portale rufen dazu auf, dass man den Lesenden unbedingt mit „Du“ ansprechen solle. Das mag bei persönlichen, „tagebuchähnlichen“ Blogs in Kreisen junger „Digital Natives“ gewiss funktionieren. Wenn man jedoch ein seriöses Portal betreibt, das keine gesellschaftlichen Gruppen ausschließen möchte, sollte man doch besser das jungen Leuten vielleicht etwas altertümlich anmutende „Sie“ als Anrede verwenden. Denn im Gegensatz zur englischen Sprache, die nur das „You“ als Anrede kennt, ist Deutsch eine sehr präzise und differenzierende Sprache. Im Sprachgebrauch hat sich ergänzend zum „Sie“ auch das „Ihr und Euch“ als gesellschaftlich akzeptierte Form einer seriösen direkten Ansprache etabliert.
Fundierte Recherche und Quellenverweise
Neben einem seriösen Sprachduktus zeichnet sich ein journalistisches Blog vor allem durch die konsequente Einhaltung klassischer Tugenden der Pressezunft aus. Dazu gehören die Standards journalistischer Ethik („Pressekodex“) ebenso dazu wie die Sorgfaltspflicht, die Präzision der Recherche und deren Dokumentation. Ein gutes Blog nennt immer auch die Quellen der Information sowie deren zeitliche Herkunft. Und Journalisten prüfen die Verlässlichkeit der Quellen[6].
Auch wir praktizieren dies hier in unseren „Einzelnachweisen“. Die journalistische Prüfung und Kontrolle von Informationen ist keineswegs ein Synonym für Zensur. Journalismus ordnet Informationen, Dinge, Geschehnisse ein in einen Kontext ein, kennzeichnet Kommentare und Meinungsäußerungen und schafft so für den Lesenden einen verlässlichen Mehrwert! In diesem Sinne wünschen wir auch Ihnen eine erbauliche Lektüre unseres Blogs.
Einzelnachweise:
[1] Vertical Media GmbH: „Gründerszene Lexikon, Eintrag: >>Blog<<“, in: gruenderszene.de vom 1. Januar 2019, Abruf am 6. August 2020.
[2] Wikipedia: „Blog“, in: de.wikipedia.org, Abruf am 6. August 2020.
[3] Daniel Rettig „Time is money – Warum uns die Zeit-ist-Geld-Einstellung unglücklich macht“, in: alltagsforschung.de vom 6. Februar 2012, Abruf am 6. August 2020.
[4] Deutscher Medienverband: „Wegfall des Gatekeeper-Monopols der Journalisten“, in: blog.dmv-verband.de, vom 6. Januar 2014, Abruf am 6. August 2020.
[5] Bundeszentrale für politische Bildung: „Dossier Arabischer Frühling“, in bpb.de vom 11. Oktober 2011, Abruf am 6. August 2020
[6] Deutscher Presserat: „Pressekodex –Ethische Standards für den Journalismus“, in: presserat.de, Aktuelle Fassung vom 11. September 2019, Abruf am 6. August 2020.